Thema:

Themenbezogene Stadt-Land-Kooperationen als Schlüssel für wirkungsvolle Regionalentwicklung. Ein Erfahrungsbericht aus dem Wirtschaftsraum KielRegion / Neumünster 

Erkenntnisinteresse: Welchen Wert haben Stadt-Land-Partnerschaften in der Raumentwicklung? Wie können sie die formellen oder informellen Prozesse bereichern? Welches sind die „Do’s ans Dont’s“? Wo gibt es Grenzen?

Autor: Dr. Julian Petrin
Mitglied Landesgruppe Nord
05. September 2025

Input Landesgruppe Nord (Eckart Schäfer)

Teasertext / Thesen


Räumliche Themen grenzübergreifend zu gestalten, ist in vielen Fällen auch heute noch ein schwieriges Geschäft. Auf der einen Seite steht die hoch formalisierte gesetzliche Raum- und Regionalplanung, auf der anderen Seite eine vielgestaltige informelle Praxis zwischen Dialogforen und Visionsprozessen. Letztere steht im Ruf, die lokalen Handlungsräume zu wenig zu erfassen und mitunter wirkungslos zu bleiben. Der Wirtschaftsraum KielRegion / Neumünster zeigt, wie es anders gehen kann. In einem Mix aus formeller und informeller Praxis ist ein Konzept mit erheblicher Wirkung entstanden, zudem unter dem besonders herausfordernden Aspekt des Flächensparens. Gegenstand war die Erarbeitung eines Gewerbeentwicklungskonzepts für einen gemeinsamen Planungsraum mit 256 Kommunen. Flughöhe waren „regional bedeutsame Gewerbeflächen“, also Größen und Profile oberhalb lokaler Entwicklungen. Ein Teilziel war es, die Gewerbeentwicklung ressorcensensibel anzugehen – ein potenziell konfliktträchtiges Thema, geht es doch darum, dass Gewerbeflächen gebündelt werden und damit einzelne Gemeinden auf ihren Anspruch, Gewerbe innerhalb ihrer Grenzen zu entwickeln, verzichten.

Durch die besondere Architektur des Prozesses ist es gelungen, den unterschiedlichen Interessen der Kommunen Raum zu geben und im Konsens ein tatsächlich flächen- und ressourcensparendes Konzept zu erarbeiten. Entscheidend war die Einbindung unterschiedlicher Akteursebenen (Land, Wirtschaftsförderung und Gemeinden) über den „Planungsdialog KielRegion“ – ein idealer Rahmen, um Konflikten Raum zu geben und nach Konsensen zu suchen. Letztlich war es aber auch die Fokussierung auf das konkrete Thema der Gewerbeentwicklung, das den Dialog in dieser Konkretheit überhaupt erst möglich gemacht hat.

Vereinfacht gesagt: Will man Kooperation auf regionaler Ebene gestalten, braucht es eine kluge Verzahnung von formellen und informellen Elementen, die dem Dialog Raum geben, Akteure auf innovative Art einbinden und dennoch verbindliche Resultate bringen, die den direkten Brückenschlag in die formelle Planung bereits eingebaut haben. Und es braucht ein Thema, das basale und materielle Interessen der Akteure berührt – in diesem Fall die Gewerbeplanung, in anderen Fällen mögen es Infrastukturthemen sein. Nur dann – so die These – entsteht der Druck, auch Konsense zu erreichen.

Ist damit die Erfolgsformel für regionale Kooperation gefunden? Und gilt die auch für breiter angelegte informelle Leitbild- und Visionsprozesse, denen oft der Ruf der Wirkungsarmut anhaftet? Die Diskussion in der Fishbowl lädt ein, diesen Fragen nachzugehen.

Hinweis:
Als Zwischenstand für das GEFEK 2.0 liegen mittlerweile die Standortbewertungen der untersuchten Flächen vor, die wie folgt eingesehen werden können. Die Veröffentlichung des Endberichts ist für Oktober 2025 vorgesehen.
https://planungsdialog.sh/wp-content/uploads/2025/02/SH-KI-NMS-Gutachten-Standortbewertungen-Stand-Okt-24.pdf