Das ehemalige Quelle-Gebäude in Nürnberg-Weststadt – ursprünglich geplant von Ernst Neufert – wird unter dem Projektnamen „The Q“ zu einem gemischt genutzten urbanen Quartier transformiert.3 Die Sanierung erfolgt unter Wahrung der Denkmaleigenschaft und im Rahmen der Ausweisung als Stadterneuerungsgebiet.

Autor: Siegfried Dengler
Stadtplanungsamt Nürnberg
02. September 2025

Die Stadt Nürnberg verankert das Projekt im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (INSEK) Weststadt, aktiviert Förderkulissen und fungiert als Ankermieterin. Das Projekt verbindet Adaptive Reuse, Klimaschutz (Nutzung Grauer Energie, Innenentwicklung), soziale Innovation und wirtschaftliche Resilienz. Zwischennutzungen – Quellkollektiv, Heizhaus und der Stadtgarten von Bluepingu – haben die Transformation vorbereitet und in der Stadtgesellschaft legitimiert.4 5 6 7

Der Beitrag analysiert die architektonischen, stadtplanerischen und organisatorischen Bausteine der Umsetzung: Belichtungsstrategien (Atrien, Einschnitte), Realisierungsmethoden bei laufendem Denkmalschutz, Governance- und Finanzierungsfragen sowie Mobilitäts- und Freiraumkonzepte. Er formuliert Lessons Learned für Kommunen: Leerstände als Ressource begreifen, Zwischennutzungen institutionalisieren, öffentliche Anker stärken, Förderkulissen nutzen und robuste Projektsteuerung etablieren. Auf Grund des langjährigen, weiterhin offenen Prozesses und äußerst komplexer Zusammenhänge, muss die Analyse unvollständig bleiben. 

 

Nordseite1
Innenhof2

 


Lageplan8




Historischer Kontext und Denkmaleigenschaft


Das Quelle-Areal mit einer Größe von ca. 10,9 ha liegt im Stadtwesten Nürnbergs zwischen dem Frankenschnellweg, der Bahnlinie München - Berlin und der Fürther Straße. Mit der U-Bahnhaltestelle Eberhardshof ist das Gelände bereits direkt an den öffentlichen Nahverkehr angebunden.

Das Quelle-Versandhaus zählt zu den prägenden Großbauten der Nachkriegsmoderne. Mit seiner Bruttogeschossfläche von rund 260.000 m² war es eines der größten Gebäude Europas und stand über Jahrzehnte für den wirtschaftlichen Aufstieg Nürnbergs und das “Wirtschaftswunder” der Bundesrepublik. Die Anlage wurde in mehreren Bauabschnitten zwischen 1953 und 1969 errichtet und ist in Konstruktion und Fassade streng rational organisiert. Die Rasterlogik, die langen Fensterbänder und die 
Klinkerbrüstungen verweisen auf die industrielle Serienlogik und das Leitbild funktionaler Zweckmäßigkeit, für die Ernst Neufert – Autor des Standardwerks „Bauentwurfslehre“ – weltweit bekannt ist.9 10

Die Denkmaleigenschaft begründet sich aus städtebaulicher Präsenz, typologischer Originalität und der wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Bedeutung des Versandhandels. Erhaltungsziele sind u. a. Fassadenbild, Treppenanlagen, zentrale Erschließungszonen sowie signifikante Bauteile.

Der Umgang mit dem Denkmal folgt dem Prinzip der minimal-invasiven Transformation: Bewahren, wo möglich; ergänzen, wo nötig.


Stadtgeschichtlich markiert der Niedergang des Versandhandels (Insolvenz 2009) den Strukturwandel in Wirtschaft und Gesellschaft. Der entstandene Leerstand -nach Berlin-Tempelhof der zweitgrößte in Deutschland – ist nicht auf mangelnde architektonische Qualität zurückzuführen, sondern auf eine disruptive Marktverschiebung. Die Umnutzung zum Quartier greift nicht nur bauliche, sondern vor allem funktionale, ökonomische, aber auch soziale Fragestellungen auf.11

Die Bewahrung des historischen Erbes wird durch innovative Maßnahmen ergänzt, die eine nachhaltige Nutzung und zeitgemäße Anpassung des Bestandsbaus ermöglichen. Gleichzeitig wird großer Wert auf die Integration der lokalen Bevölkerung und die Förderung von Teilhabeprozessen gelegt, sodass das Projekt nicht nur architektonisch, sondern auch sozial als Vorbild dient. Durch gezielte Kommunikation und Beteiligungsformate wurde die Akzeptanz in der Nachbarschaft gestärkt und ein breites Netzwerk an Akteuren eingebunden.

Fassadenausschnitt12

 


INSEK Weststadt, Wettbewerb und Stadterneuerung

Bereits 2005 wurde der Betrieb auf dem der Quelle gegenüberliegenden AEG-Areal eingestellt, einstmals das größte Elektromotorenwerk Europas. Ein für die Betroffenen und ganz Nürnberg traumatischer Prozess. Grund genug für die Stadt, über ein Integriertes Stadtentwicklungskonept (INSEK), die Transformation des direkt an die Nachbarstadt Fürth angrenzenden Stadtteils vorzubereiten und zu aktiv zu steuern.

2011 lobte die Stadt einen Städtebaulichen Ideen- und Realisierungswettbewerb13 für das ehemalige Quelleareal aus. Der als Rahmenplan weiterentwickelte 1. Preis der Arbeitsgemeinschaft Rößler, Waldmann, Messmer, Franke, Tautorat, wurde zwar nicht 1:1 umgesetzt, bildete allerdings eine wichtige Grundlage und ein Leitbild für die anschließenden Entwicklungen.

Rahmenplan14


Das INSEK Weststadt15, erarbeitet vom Büro für urbane Projekte, Prof. Dr. Iris Reuther, und 2012 vom Stadtrat beschlossen, bündelt Ziele und Maßnahmen für das Quartier: Nutzungsmischung, Nachverdichtung mit Qualität, klimaresiliente Freiräume, Aktivierung gewerblicher Strukturen, Stärkung sozialer Infrastruktur und verbesserte Erschließung. 

Die Ausweisung als Stadterneuerungsgebiet ermöglicht den Einsatz von Städtebaufördermitteln, bietet – ebenso wie die Denkmaleigenschaft – eine erhöhte steuerliche Abschreibungsmöglichkeit, erleichtert Grundstücksarrondierungen und fördert die Koordination komplexer Maßnahmenpakete.16 17

Die Fläche des INSEK- und Stadterneuerungsgebietes umfasst 403 ha, es leben dort fast 35.000 Menschen. Die TU München hatte sich 2013 im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojekte „Stadtlabor Nürnberger Weststadt“ gemeinsam mit der Stadt intensiv mit dem Stadtteil auseinandergesetzt.18


The Q fungiert als „Ankerprojekt“ innerhalb des INSEK: Es schafft einen Identifikationsort, koppelt öffentliche und private Nutzungen und etabliert eine starke Adresse zur Weststadt.

Maßnahmen im Umfeld – Aufwertung öffentlicher Räume, fußläufige Verknüpfungen, Grünzüge – sind integrale Bestandteile und keine nachtägliche Add-ons. Die Stadt übernimmt dabei eine doppelte Rolle: 
planungsrechtliche Rahmensetzung und aktive Projektpartnerin.

Die Bemühungen der Stadt Nürnberg wurden 2021 mit einem Preis ausgezeichnet. In der Kategorie "Reaktivierung und Entwicklung" ging der Beitrag zur Nürnberger Weststadt als Landessieger im Bayerischen Wettbewerb zu 50 Jahre Städtebauförderung hervor.

Der damals vorgelegte Plan zeigt, dass das Projekt Quelle, The Q, in eine Gesamtstrategie eingebettet ist.

Weststadt, Maßnahmen/Projekte19




Projektverlauf – Zeitleiste

 

  Jahr Meilenstein / Ereignis
  1953 Baubeginn des Quelle-Versandhauses 
(Planung: Ernst Neufert)
  1953-1969 Schrittweise Erweiterung, mehrere
Bauabschnitte
  1969 Fertigstellung des letzten Bauabschnitts
  2005 instellung der Produktion auf dem AEG-Areal, Vorbereitung INSEK Weststadt
  2009 Insolvenz Quelle, Beginn großflächiger 
Leerstand; erste Zwischennutzung durch 
das Quellkollektiv
  2011 Städtebaulicher Ideen- und 
Realisierungswettbewerb Quelle-Areal
  2012 Stadtrat beschließt INSEK Weststadt
  ab 2013 Weiterentwicklung Rahmenplan und 
Ausweisung als Stadterneuerungsgebiet
  2015 Start des Heizhaus-Projekts und Urban 
Gardening (zivilgesellschaftliche Pioniere)
  2020 Planungsbeginn KSG (Kister Scheithauer 
Gross Architekten); Umsetzungsstart „The 
Q“ und begleitende Maßnahmen, 
Wohnbebauung und Quellepark auf den 
ehemaligen Parkplatzflächen
  2023 Insolvenz des Entwicklers Gerch Group, 
Baustopp, ca. ein Jahr Zeitverlust
  Ziel: 2026 Fertigstellung des ersten Bauabschnitts 
„The Q“


 
Architektonische Transformation 

Die architektonische Strategie transformiert die großmaßstäbliche, tiefgegliederte Struktur in ein durchlässiges Quartier: gezielte Einschnitte zur Belichtung, Ausbildung von Atrien, neue Höfe und Passagen, Verwendung denkmalverträglicher neuer Konstruktionen und Materialien, sowie Adressbildungen an relevanten Schnittstellen20. Die Maßnahmen folgen einer typologischen Logik: Aus dem monofunktionalen Lager-und Bürokomplex wird eine robuste Struktur für Wohnen, Arbeiten, Bildung, Verwaltung und Kultur.

Sinngemäß nach O2H (Office to Housing, BDA Bayern)21 betont Prof. Kister, dass Umnutzung die „Kunst des Zumutbaren“ sei: Nicht jede Idealvorstellung ist im Denkmal realisierbar – aber durch präzise Eingriffe entstehen neue Qualitäten („Licht, Luft, Gemeinschaft“) ohne die Identität des Bestandes zu zerstören.

Technisch stehen Belichtungs-, Brandschutz- und Schallschutzlösungen im Fokus. Die große Gebäudetiefe erfordert durchgehende Belichtungsschneisen und zweihüftige Grundrisslösungen mit innenliegenden Erschließungszonen. Tragwerksanpassungen erfolgen punktuell, um Ressourcen zu sparen. Fassadenarbeiten, beispielsweise die neuen Fenster (die selbstverständlich aktuellen energetischen Standards zu entsprechen haben) orientieren sich an denkmalpflegerischen Leitdetails.


Governance & Rolle der Stadt Nürnberg


Die Stadt Nürnberg agiert im Wesentlichen in dreifacher Funktion: 

  1. als planungsrechtliche Instanz (Bauleitplanung, Vertragspartner (Abwendungsvereinbarung, einer Sonderform eines städtebaulichen Vertrags), denkmalschutzrechtliche Abstimmung)
  2. als Fördermittelscout und Koordinatorin (Städtebauförderung, Klimaanpassung, Mobilität) 
  3. als Nutzerin (Anmietung für ein Behördenzentrum). 

Die Ankernutzung stabilisiert die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und die Projektbegründung, verteilt Risiken und sendet ein Signal an weitere Investoren.

Wichtig war, dass die Stadt und der Stadtrat standhaft blieben. Pläne für den Abbruch des Gebäudes und der Errichtung eines großflächigen Einzelhandels wurden konsequent abgelehnt.

Im Rahmen einer Abwendungsvereinbarung konnten frühzeitig wesentliche Entwicklungsziele formuliert und einvernehmlich vereinbart werden, u.a.: Entwicklung eines ca. 10.000 m² großen Spielparks auf dem ehemaligen Quelle Parkplatz, Integration einer KITA, ein Mobilitätskonzept und einiges mehr. 


Die Weststadt diente als Lernfeld für die Region: die öffentliche Hand muss früh Verantwortung übernehmen, um Transformationschancen zu nutzen – insbesondere bei komplexen Großbeständen, die in normalen Marktzyklen schwer zu platzieren sind.22

Die Planung wurde fortlaufend durch den Baukunstbeirat der Stadt begleitet und dort fachlich diskutiert.

Auf die Durchführung eines langwierigen Bebauungsplanverfahrens wurde bewusst verzichtet, städtische Ziele konnten dennoch formuliert, vereinbart und durchgesetzt werden.


Zivilgesellschaftliche Impulse

Zwischennutzungen bilden die soziale und kulturelle Brücke: 

  • Das Quellkollektiv23 öffnete das Areal mit Ateliers, Ausstellungen und Veranstaltungen
  • das Heizhaus24 – mehrfach ausgezeichnet und in der zum Deutschen Werkbundtag 2023 erschienenen Werkbund-Publikation „Gemeinsam“ gewürdigt – schuf Räume für Gemeinwohl, Bildung, Kultur und soziale Interaktion
  • der Stadtgarten von Bluepingu25 etablierte Urban-Gardening als nachbarschaftliches Reallabor

Wirkung: 

  • Öffentlichkeit und Identifikation
  • niedrigschwellige Aneignung des Areals
  • erprobte Nutzungsbausteine für die spätere Umnutzung. Damit wird experimentiert, Risiken werden reduziert und die spätere Quartiersentwicklung beschleunigt.

 

Herausforderungen und Lösungsansätze

 

  Herausforderung Lösungsansatz
  Große Gebäudetiefe Durchgehende Belichtungsschneisen und 
zweihüftige Grundrisslösungen mit 
innenliegenden Erschließungszonen
  Belichtung, Brandschutz und Schallschutz Präzise technische Lösungen und 
punktuelle Tragwerksanpassungen, 
Ressourcenschonung
  Denkmalgerechte Fassadengestaltung Orientierung an denkmalpflegerischen 
Leitdetails
  Nutzungsvielfalt und soziale Integration Zwischennutzungen wie Quellkollektiv, 
Heizhaus und Stadtgarten als Brücke zum 
Quartier, Gemeinwohlorientierung
  Governance und Partizipation  Frühe Einbindung der Stadt, 
Abwendungsvereinbarung, 
Baukunstbeirat und zivilgesellschaftliche 
Akteure, intensive Bürgerbeteiligung im 
Rahmen der Stadterneuerung
  Risiken bei Umnutzung und 
Quartiersentwicklung
Experimentieren mit 
Nutzungsbausteinen, Zwischennutzungen 
und beschleunigte Entwicklung



Nutzungsprogramm und Flächenmix

Wohnen, Gewerbe, Verwaltung, Bürgerservice und Bildung befinden sich unter einem Dach, über 1000 Wohnungen für weit mehr als 2.000 Menschen, eine Kita sowie Räume für Büros und Einzelhandel. 
Die Stadt Nürnberg bezieht mit circa 1.500 Mitarbeitenden Räume im Stadthaus Q: Abteilungen des Amts für Kinder, Jugendliche und Familien, Amt für Existenzsicherung und soziale Integration, Amt für Organisation und Informationsverarbeitung, Amt für Informationstechnologie, Amt für Migration und Integration, Zentrale Dienste sowie ein Bürgerservice.
Die Transformation setzt auf einen robusten Nutzungsmix. Der folgende Überblick zeigt annäherungsweise exemplarische Anteile ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  Nutzungsbaustein Anteil (ca.) Beispiele
  Wohnen 30% geförderter Wohnungsbau, 
freifinanziertes Wohnen
  Arbeiten 25% Büros, Start-ups, Kreativwirtschaft, Gewerbe
  Gemeinwohl / 
Quartiersnutzungen
20% Kita, Stadtteilzentrum, Urban Gardening, 
Spielpark auf dem ehemaligen Parkplatz
  Gewerbe / Einzelhandel  15% Nahversorgung, Gastronomie, Einzelhandel, Sparkassenfiliale 
  Kultur / Freizeit 10% Ateliers, Veranstaltungsräume, Sport



Wirtschaftlichkeit, Förderung und Geschäftsmodell

Wirtschaftlich stützt sich die Realisierung auf 

  • Werterhalt des Bestands (graue Energie) 
  • Kostenvermeidung gegenüber Abriss/Neubau
  • öffentliche Ankernutzung, langfristige Mietverträge stabilisieren die Cashflows
  • Förderkulissen. Die Städtebauförderung adressiert Umfeldmaßnahmen und entlastet die Gesamtinvestition, die erhöhten steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten nach Denkmalschutz und Städtebauförderung 

Kern der Entwicklungslogik ist die stufenweise Realisierung: tragfähige Nutzungen werden frühzeitig umgesetzt und gleichzeitig durch parallele Erschließung und Aufwertung der Freiräume unterstützt. Risiken sind Baupreissteigerungen, Logistik und Koordinationskosten; Gegenmaßnahmen sind Puffer, Controlling und klare Entscheidungsgates. Aus Stadtentwicklungssicht ist die Aufteilung des Gesamtkomplexes allerdings auch mit Risiken verbunden. Eine grundlegende Sanierungsmaßnahme bedarf in Zukunft einer intensiven Abstimmung mehrerer Eigentümer.


Nachhaltigkeit: Graue Energie und Betrieb

Durch die Weiterverwendung eines Großteils der Bausubstanz kann ein erheblicher Anteil grauer Energie erhalten werden. Durch die Nutzung der vorhandenen Struktur entfallen große Teile der Rohbauemissionen, Aufwand und Kosten für Materialtransport wird minimiert. Betrachtet man die Umweltwirkung des Bauwerks über den gesamte Lebenszyklus hinweg (Herstellung, Nutzung, Rückbau, Entsorgung, Recycling), im Sinne einer LCA-Betrachtung (Life Cycle Assessment), ergeben sich hinsichtlich Treibhausgasemissionen, Energiebedarf, Ressourcenverbrauch und Abfallaufkommen, 
eindeutige Vorteil. Das Projekt koppelt diese mit Betriebsoptimierung (Dämmmaßnahmen, Technik-Update, PV-Potenziale), ohne die Denkmalsubstanz zu kompromittieren. Eine Gesamtbilanz steht allerdings noch aus.


Mobilität, Erschließung und öffentlicher Raum

Der Gebäudekomplex hat einen eigenen U-Bahnanschluss, der erneuert wird.
Die Transformation setzt auf fußläufige Durchwegungen, Fahrrad-Infrastruktur und ÖPNV-Anbindung. Die Parkierung wird kompakt organisiert und flächenintensiver MIV vermieden. Die Freiräume sind klimaresilient auszubilden (Verschattung, Entsiegelung, Regenwassermanagement) und als verbindende „grüne Infrastruktur“ zwischen Hofräumen, Passagen und Quartiersplätzen zu gestalten.


Vergleichsprojekte und Übertragbarkeit

Europäische Beispiele – von industriellen Großstrukturen, bis zu Bürobeständen – zeigen ähnliche Muster: robuste Tragstrukturen erlauben neue Nutzungen, wenn Governance, Finanzierung und Entwurf ineinandergreifen. The Q reiht sich hier ein und macht das Narrativ des Bestands als Ressource für Kommunen greifbar.


Projektdaten:

Bauherr:
bis 2023: Gerch Group, anschließend Bayerische Versorgungskammer (BVK)

Projektentwicklung:
Accumulata Real Estate, Development Manager, Asset Manager (gewerblicher Teil)

Architektur:
federführend: kister scheithauer gross, Köln/Leipzig/Berlin


Lessons Learned für Kommunen und Entwickler

  1. Leerstände als Ressource begreifen
  2. Zwischennutzungen institutionalisieren 
  3. Öffentliche Anker klar positionieren 
  4. Förderkulissen früh klären 
  5. Belichtungstypologien, Brandschutz und weitere bautechnische Belange im Bestand früh simulieren
  6. Abschnittsweise Umsetzung mit starker Projektsteuerung und kreativem, engagiertem Architekten 
  7. Partizipation als Katalysator nutzen
  8. Kontinuierlicher und kooperativer Dialog zwischen allen Projektpartnern
  9. Rückschläge und Enttäuschungen einkalkulieren
  10. Vertrauen in den Prozess

Ausblick 2030: Resilienz, Nutzungsmischung, Gemeinwohl

Mit der vollständigen Inbetriebnahme wächst The Q in die Weststadt hinein: als moderner Standort für Unternehmen, vielfältigen Wohnraum, innovative Bildungseinrichtungen und ein breites Kulturangebot. Geplant sind unter anderem flexible Büroflächen für Start-ups und etablierte Firmen, unterschiedliche Wohnformen für verschiedene Lebensphasen, ein Campus für Weiterbildung und Kreativlabore sowie 
Veranstaltungsorte für Kunst und Kultur. Der öffentliche Raum und zivilgesellschaftliche Orte bleiben Bindeglieder, die das Zusammenleben und den Austausch fördern. Das Projekt setzt Maßstäbe für klimabewusste Bestandserneuerung durch den Einsatz erneuerbarer Energien, nachhaltiger Baumaterialien und intelligenter Gebäudetechnik, für eine enge Kooperation von Stadt und Markt sowie für die Aktivierung großmaßstäblicher Leerstände durch innovative Nutzungskonzepte.26

Dies mag idealtypisch und positiv klingen. Es ist jedoch hervorzuheben, dass all dies mit 
großem Aufwand und dem engagierten Einsatz vieler erarbeitet wurde und das Ergebnis 
weiterhin offen ist.


Siegfried Dengler,
Architekt BDA, Stadtplaner DASL, WBB,
seit 2012 Leiter des Stadtplanungsamtes Nürnberg

 



1: https://www.accumulata.de/wp-content/uploads/2023/09/7.7.9.9.15-Fisheye-blauer-Himmel-zugeschnitten_%C2%A9-pulsschlag-network-GmbH_GERCHGROUP-AG-loRes-loQ.jpg

2:https://www.nuernberg.de/imperia/md/zentral/bilder/stadtentwicklung/fittosize_1296_864_5dcd7c46
c63050995123ef9467317de3_the_q_grosser_hof.jpg

3: KSG Architekten: „Vom Quelle-Versandhaus zum Quartier – The Q“ (Projektbroschüre/PDF), 
https://ksg-architekten.info/wp-content/uploads/2020/05/200526_The-Q_Vom-Quelle-Versandhaus-zum-Quartier.pdf

4: Projektdokumentation accumulata, https://www.accumulata.de/projects/the-q/

5: Pressebericht: „Mammutprojekt The Q in Nürnberg…“ (nordbayern.de), 
https://www.nordbayern.de/nuernberg/mammutprojekt-the-q-in-nurnberg-wird-das-gebauderechtzeitig-fertig-bauherren-aussern-sich-1.14630502

6: Stadt Nürnberg – Stadtplanungsamt: ISEK Weststadt / Stadterneuerungsgebiet (Informationsseiten)

7: Quellkollektiv: Projektdokumentation (Zwischennutzung Quelle-Areal)

8: https://ksg-architekten.de/wp-content/uploads/2017/08/ksg_Quelle_AEDES_LP_1-500_250411.jpg

9: https://ksg-architekten.de/wp-content/uploads/2017/08/ksg_Quelle_AEDES_LP_1-500_250411.jpg

10: Architekten: „Vom Quelle-Versandhaus zum Quartier – The Q“ (Projektbroschüre/PDF)

11: Pressebericht: „Mammutprojekt The Q in Nürnberg…“ (nordbayern.de)

12: https://ksgarchitekten.de/wpcontent/uploads/2017/08/Nuernberg_Quelle_SRB_2504100737_72dpi.jpg

13: Stadt Nürnberg, Baureferat Stadtplanungsamt, Städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb 
Ehemaliges Quelle Areal, 
https://www.nuernberg.de/imperia/md/stadtplanung/broschueren/broschuere_wb_quelle_20120312_w
eb.pdf 

14: https://www.nuernberg.de/imperia/md/qb_weststadt/dokumente/west_web_landeswettbewerb.pdf

15: Stadt Nürnberg, Integriertes Stadtentwicklungskonzept Weststadt, 
https://www.nuernberg.de/imperia/md/stadtplanung/stadterneuerung/stern_web_west_insek.pdf

16: Stadtplanungsamt Nürnberg, Stadterneuerung, 
https://www.nuernberg.de/internet/stadtplanung/weststadt.html

17: Stadt Nürnberg – Stadtplanungsamt: INSEK Weststadt / Stadterneuerungsgebiet (Informationsseiten)

18: https://www.nuernberg.de/imperia/md/qb_weststadt/dokumente/west_web_stadtlabor.pdf

19: https://www.nuernberg.de/imperia/md/qb_weststadt/dokumente/west_web_landeswettbewerb.pdf

20: KSG Architekten: „Vom Quelle-Versandhaus zum Quartier – The Q“ (Projektbroschüre/PDF)

21: O2H, Office to Housing, Eine Handreichung zur Transformation ungenutzter Büroflächen in 
Bezahlbaren Wohnraum, https://www.bda-bund.de/wp-content/uploads/2025/01/BDA_O2H_FIN_250313.pdf

22: O2H, Office to Housing, Eine Handreichung zur Transformation ungenutzter Büroflächen in 
Bezahlbaren Wohnraum (Interviews u.a. mit Prof. Kister und dem Leiter des Stadtplanungsamtes 
Nürnberg)

23: Quellkollektiv: Projektdokumentation (Zwischennutzung Quelle-Areal), https://urbanshit.de/unsere-quelle-doku-ueber-das-leerstehende-250-000-qm-grosse-quelle-areal-in-nuernberg,
https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://quellkollektiv.net/&ve
d=2ahUKEwjF3f6Vr5yPAxVTBtsEHR4HPCEQFnoECCkQAQ&usg=AOvVaw0ILUU9eGeXrDrJ3DuSmR2I

24: Werkbund Bayern: „Atlas des Gemeinsamen“ (Würdigung Heizhaus) https://www.deutscher-werkbund.de/atlas-des-gemeinsamen/

25: Bluepingu e.V.: Stadtgarten (Projektinfos), 
https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://stadtgarten.bluepingu
.de/&ved=2ahUKEwj20cPBsJyPAxU1cfEDHTKQOxcQFnoECBYQAQ&usg=AOvVaw3nqmzN-epRlnp-EOtav2EV

26: https://ksg-architekten.de/de/projekte/allgemein/quelle-areal-nuernberg/